Geschafft!

nach einer anstrengenden Autofahrt sitzen wir endlich auf der Fähre nach Amrum.

Ich genieße die Weite des Himmels über mir und kann mich an den Horizonten nicht satt sehen. Rechts die Insel Föhr mit ihren Windrädern. Links die Halligen Oland und Langeness: die Häuser auf den Warften liegen da wie aufgereihte Perlen auf einer Schnur, eins hinter dem anderen. Das Schiff bewegt sich nur langsam vorwärts. Aber mit jedem Meter verändert sich die Perspektive. Was eben noch so wirkte, als läge es in einer Reihe, wird nun erkennbar als hintereinander versetzt. Was eben noch aussah wie ein großes Gebäude, wird jetzt deutlich als eine kleine Ansammlung von Häusern. Und die beiden Warften mitten dazwischen, die gehören ja gar nicht zur Hallig Langeness! Es ist Gröde, die Nachbar-Hallig!

Stundenlang könnte ich so die sich verändernde Perspektive genießen. Beobachten, wie die Dinge sich darstellen, wie sie sich mir zeigen, je nachdem, von wo aus ich schaue. Und ich bewundere immer wieder die Menschen früherer Jahrhunderte, die ganz ohne Luftbilder zum Teil erstaunlich genaue Landschafts-Karten erstellen konnten. Wenn ich nur aus meiner bodennahen Wahrnehmung ein Luftbild der Halliglandschaft in der Nordsee zeichnen sollte, dann käme bestimmt etwas anderes dabei heraus als das, was ich als Karten-Ansicht aus dem Atlas kenne.

Bewegung verändert die Perspektive, das stimmt nicht nur für Fährfahrten im nordfriesischen Wattenmeer. Wer sich im Urlaub gleichwie im Alltag auf den Weg macht, um Orte, Dinge, Menschen und Verhältnisse neu oder anders sehen und kennen zu lernen, wird dabei vermutlich immer wieder faszinierende Entdeckungen machen. Denn wenn ich meinen Standort, meine Perspektive verändere, dann lerne ich: das, was ich bisher gewusst und erfahren habe, das ist gar nicht alles! Schon eine kleine Verschiebung des Blickwinkels kann etwas sichtbar machen, was ich bisher gar nicht wahrgenommen habe. Ich kann Dinge entdecken, die mir bisher entgangen sind. Und ich bekomme ein größeres, bunteres und reicheres Bild von der Wirklichkeit, die mich umgibt, als ich es vorher hatte. „Fertig“ wird dieses Bild freilich nie, denn es wird immer auch Sichtweisen und Perspektiven geben, die mir verschlossen bleiben. Dankbar und demütig werde ich durch solche Erfahrungen: dankbar für die Vielfalt und Schönheit des Lebens, und demütig im Blick auf meine eigene kleine Kraft zur Erkenntnis. Es gibt eben nur Einen, der die Luft-Ansichten dieses Lebens und seiner Wirklichkeiten kennt, denke ich dann. Er, Gott, ist bei mir mit seiner Zusage, auf welchen Wegen und mit was für Perspektiven ich auch immer unterwegs bin. „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten“ (Psalm 32,8).

Ob auf Reisen oder hier vor Ort: Ich wünsche Ihnen in diesen Sommermonaten die segensreiche Erfahrung sich wandelnder Perspektiven. Gehen wir unsere Wege im Vertrauen auf Gott, der allein das „Luftbild“  unseres Lebens kennt.

Ihre Pfarrerin Claudia Günther

ANGEDACHT 2017

Dez. 16Rainer WilmerDas Leben ist eine Baustelle...
MärzSieghard FlömerHarald lässt den Hammer liegen
JuniClaudia GüntherGeschafft!
Sept.Silke Reinmuth„Gott hat die Zeit gemacht, von Eile hat er nichts gesagt!“
Sept.Rainer WilmerWas ist Wahrheit?
Nov.Sieghard Flömer Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass...
Dez.Claudia GüntherAnkunft im Leben
Dez.Rainer WilmerTüren öffnen