Was soll das schon bringen?

… Das ist doch nur Kosmetik. Verändern tut Ihr dadurch doch nichts!'  So lautete der Kommentar eines Mannes, der bei unserer 'Aktion Schöpfungsgarten' im Herbst an der Arche Noah vorbeikam und nach dem Sinn unserer Arbeiten fragte. Da wurden Kirschlorbeerbüsche gerodet, der Rasen für die Einsaat einer Blumenwiese gefräst und neue Sträucher und Stauden gepflanzt. So entstand mehr Lebensraum, der Wildbienen und andere Nützlinge nähren kann. Kopfschüttelnd ging der Mann weiter. Wer will bestreiten, dass er Recht hat? Grundsätzlich werden wir mit diesen Aktionen das Insektensterben nicht aufhalten. Aber sie setzen ein Zeichen: Es geht auch anders! Menschen werden zum Umdenken eingeladen und angeregt. Und nebenbei hatten alle, die mitgemacht haben, Spaß an der Arbeit und manche in den nächsten Tagen auch noch einen ordentlichen Muskelkater...

'Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder haben werde, werden sie vielleicht diesen Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach euch fragen. Vielleicht werden sie fragen, warum ihr nichts gemacht habt, als es noch Zeit zum Handeln gab. Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und trotzdem stehlt ihr ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen', sagte die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg vor den TeilnehmerInnen des Weltklimagipfels Ende letzten Jahres.

Greta schwänzt jeden Freitag die Schule, um vor dem schwedischen Parlament zu demonstrieren. Ein starkes Zeichen der Hoffnung. Aber: Was soll das schon bringen? Verändern wird sie dadurch auch nichts. Wer ihre Rede bei der Klimakonferenz gehört oder gelesen hat, weiss, was sie antreibt. Für mich ist ihr Engagement ein Aufruf, nicht in die Litanei des 'Wir-können-ja-doch-nichts-tun' einzustimmen, sondern fröhlich Zeichen der Hoffnung zu setzen. Christsein bedeutet doch in erster Linie, aus der Hoffnung zu leben. Aber wir wollen doch gerne im Voraus eines guten Ausgangs versichert sein. Das aber ist nicht Hoffnung. So schreibt Fulbert Steffensky in einem Beitrag im Kalender 'Der andere Advent' über das Wesen der Hoffnung: 'Im Augenblick wird die Frage nach der Hoffnung an vielen Orten gestellt. Sie irritiert mich, denn sie wird oft lamentös und vor jedem Handeln gestellt. Erst will man in der Aussicht versichert sein, dass alles gut geht, allenfalls dann wird man handeln und seinen Teil zum guten Ausgang beitragen. Vielleicht sollten wir die Frage nach dem guten Ausgang vergessen, denn sie ist nicht beantwortbar. Vielleicht war die Geschichte mit dem Regenbogen nach der Sintflut, die die Bibel erzählt, doch anders gemeint. Es waren wohl nicht der einfache Fortbestand der Welt gemeint, der Fortschritt und die Garantie des guten Ausgangs. Vielleicht heißt Hoffnung gar nicht der Glaube an den guten Ausgang der Welt und an die Vermeidung ihrer Zerstörung. Es garantiert uns keiner, dass das Leben auf der Erde nicht in absehbarer Zeit kollabiert, auch kein Regenbogen. Aber wir können tun, als hofften wir. Hoffen lernt man auch dadurch, dass man handelt, als sei Rettung möglich. Hoffnung garantiert keinen guten Ausgang. Hoffen heisst, darauf vertrauen, dass es sinnvoll ist, was wir tun. Hoffnung ist Widerstand gegen Resignation, Mutlosigkeit und Zynismus. Sie ist vielleicht die stärkste der Tugenden, weil in ihr die Liebe wohnt, die nichts aufgibt, und der Glaube, der den Tag schon vor der Morgenröte sieht.'      

'Was soll das schon bringen?', gilt dann nicht mehr. Wir können weiter fröhlich Schöpfungsgärten anlegen, rund um die Arche, zuhause und in Zukunft hoffentlich auch rund um die anderen Zentren der Lydia-Gemeinde. Und uns von Greta Thunberg herausfordern lassen, unseren Weg zu gehen, um Zeichen der Hoffnung zu setzen. 

Ihr Sieghard Flömer

ANGEDACHT 2019

FebruarSieghard FlömerEinfach mal versuchen!
MärzSieghard Flömer

Was soll das schon bringen?

JuniSilke ReinmuthWas für ein Vertrauen...
AugustRainer WilmerBraucht die Nächste ein Gesicht?
SeptemberAnnina LigniezStay soft oder weinen erwünscht!
DezemberClaudia GüntherUnter den Wolken: Licht-Zeit