Begehung der Laurentiuskirche
Wer hätte gedacht, dass die Laurentiuskirche, eine der ältesten romanischen Gotteshäuser im Kreis Herford, noch weitgehend unerforscht ist.
Darauf hat Mathias Polster, ein in Fachkreisen angesehener Baugeschichtsforscher aus Herford, zu Beginn der Kirchenführung hingewiesen. Weder von der Errichtung der romanischen Basilika noch vom Zeitpunkt der gotischen Erweiterung gibt es handfeste Daten. Einige wichtige Baumerkmale und Einzelbefunde geben aber durchaus Hinweise auf ihre Entstehung.
So kann man schon an den mit dicken Mauern und typischen romanischen Schallöffnungen ausgestatteten Turm erkennen, dass wir es mit einem romanischen Bauwerk zu tun haben, zu dem auch das basilikale Kirchenschiff aus dem 12. Jahrhundert gehört. Das Südportal dieses Gebäudeteils enthält noch romanische Elemente wie z.B. ein kleines Kapitell im linken Pfeilerbereich. Als Baumaterial diente der im Wiehen- und Wesergebirge abgebaute Porta-Sandstein, der auch 1874 von dem Mindener Baumeister Moelle für den Bau der Sakristei auf der Nordseite und für den im südlichen Querarm der Kirche im neoromanischen Stil errichteten Portal verwendet wurde.
Ansonsten ist die Kirche nicht steinsichtig, besteht aber wie man im Inneren und besonders im Eingangsbereich des Turmportals sehen kann, aus einem sehr harten Sandstein, der etwa vor 200 Millionen als Rhätquarzit entstanden ist und im Herforder Keuper- Bergland in vielen Steinbrüchen abgebaut wurde.
Der Grundriss der romanischen Basilika hat große Ähnlichkeiten mit den Maßen der in romanischer Zeit auf dem Stiftberg in Herford erbauten Marienkirche (s.a. Baugeschichte Marienkirche - Matthias Polser) , deren Sockel auch aus Rhätquarzit besteht und deren Entstehung auch in das 11. oder 12. Jahrhundert fällt.
Die Laurentiuskirche ist in spätgotischer Zeit nach Norden erweitert worden. Davon zeugen die Stützpfeiler mit dem gelben Sandstein aus dem Teutoburger Wald („Osning-Sandstein“), der auch für die Errichtung der gotischen Fenster , insbesondere für die Laibungen verwendet wurde.
Die Maßwerkfenster weisen das für die Spätgotik typische Fischblasenmuster auf. In den aus Osningsandstein bestehenden Werksteinen der Fenster und der großen Pfeiler im Inneren der Kirche haben sich die Steinmetzzeichen der Handwerker erhalten, die die Quadersteine – wahrscheinlich vor Ort in den Steinbrüchen unweit von „Peter auf dem Berge“- behauen haben. Diese Steinmetzzeichen lassen sich jeweils einer bestimmten Bautruppe zuordnen, die auch die Maßwerkfenster für viele weitere Kirchen unserer Heimat erstellt haben. So kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Erweiterung der Laurentiuskirche um das Jahr 1500 erfolgt ist.
Als ein besonderes Erlebnis empfanden die Kirchgänger die Begehung des Kirchengewölbes, das große Unterschiede in der Form für den romanischen Bau und den gotischen Anbau erkennen läßt. Das Baumaterial des romanischen Gewölbes besteht wie der Turm aus den Keupersteinen der Herforder Gegend, während für das gotische Gewölbe Ziegelsteine verwendet wurden. Der Dachstuhl der Laurentiuskirche enthält sicher noch Balken aus der romanischen Zeit wie auch aus der Zeit um 1500.
Eine dendrologische Untersuchung ist in Auftrag gegeben worden. Sie wird aufgrund der auszuzählenden Jahresringe darüber Auskunft geben, wann die Bäume für die Balken des Dachstuhls geschlagen wurde und damit auch ziemlich genau erkennen lassen, wann der Bau der romanischen Kreuzkirche und die gotische Erweiterung stattgefunden haben.
Dr. Rainer Ebel
Th. Steffen, Dr. Ebel (Bilder)