Bin im Garten!

Immer, wenn ich in die Arche Noah komme, leuchten mir diese Worte auf einem Holzbrett umrahmt von in bunter Kreide gemalten Blumen entgegen.

Das Brett ist 'übrig geblieben' von einem Gottesdienst. Aber es lädt mich und alle, die in der Arche ein und ausgehen, immer wieder ein, an ihren Garten zu denken.

Dass von diesem in der Frühlings- und Sommerzeit ein ganz besonderer Reiz ausgeht, das wusste schon der Liederdichter Paul Gerhardt vor 350 Jahren. Er besingt die Freude an seinem Garten in seinem Gesangsbuchschlager: Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben. Mir wird immer warm ums Herz – Sonne hin oder her –, wenn ich dieses Lied singe. Dieses Lied spricht seine eigene Sprache.

'Geh aus mein Herz' – wir sind eingeladen, mit offenen Sinnen aus unserer Wohnung, aus dem Haus zu gehen, um Gottes Schöpfung wahrzunehmen. ‚Geh aus mein Herz‘ – das spricht auch davon, sich auf den Weg zu machen, mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit dem Stock – wenn es sein muss - , so gut es noch geht.

Denn es geht vor allem darum, sich mit dem Herzen aufzumachen, sich zu öffnen. Dabei spielen müde Knochen und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten keine Rolle. Geh aus mein Herz, und suche Freud … an deines Gottes Gaben.

Wir werden aufgefordert, uns aufzumachen, die Freude zu suchen. Freude hat heilenden Einfluß auf einen Menschen. Sie belebt den Puls, tut dem Herzen gut, animiert manche, sich um Jahre jünger zu fühlen, sie ist Balsam für die Seele.

Und doch spricht das Lied eine andere Sprache als das, was uns sonst in den Ohren klingt. Wir reden davon, dass einem das Glück in den Schoß fällt oder sogar in die Wiege gelegt ist. Märchen verbinden das Glück mit Feen, die Menschen begegnen und ihnen Glück bringen. Paul Gerhardt weiß, wir finden die Freude nur, wenn wir sie auch suchen. Das fällt manches Mal schwer. Wir sehen schnell auf das, was nicht gelingt.

Wir suchen aus dem Kuchen nicht die Rosinen heraus, sondern ärgern uns über die verbrannten Stellen. Wir sehen nicht die Blüten und Früchte, sondern nur das 'Unkraut'.

Der Liederdichter verbindet die Freude mit dem Betrachten der Gaben Gottes. Er sieht sie mit anderen Augen.

Wer sich in Gottes Schöpfung umschaut, wer sich mit offenen Sinnen den vielfältigen Arten, Farben und Düften zuwendet, dem kann das Herz voll davon werden, in dem wächst Freude an Gottes Gaben. Also: Lassen Sie sich dazu von Paul Gerhardt einladen, das ein oder andere Mal mehr Ihr 'Bin im Garten'-Schild an die Haustür zu hängen und die Freude mit dem Spaten in der Hand oder in der Hängematte liegend zu suchen!

Ihr Sieghard Flömer

           
 

ANGEDACHT 2018

Februar Claudia Günther Frühjahrsputz für die Seele!
Mai Rainer Wilmer „Halte deine Träume fest...“
Juni Sieghard Flömer Bin im Garten!
Juli Sieghard Flömer Nur mal angedacht...
September Silke Reinmuth Ganz schön ewig...
November Silke Reinmuth Herbst – November – Winterzeit!
Dezember Rainer Wilmer „Man muss auch mal abwarten können“
Dezember Rainer Wilmer "Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt!"