Das ist doch nicht normal...

Stimmt. Spätestens seit März diesen Jahres ist nichts mehr normal. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, gewöhnen wir uns gerade an das Tragen von Schutzmasken im Alltag. Absolut nicht normal. In dem ein oder anderen Supermarkt spielen sich Szenen ab, die einen doch zumindest schmunzeln lassen. Wenn Sie diese Andacht dann in wenigen Wochen lesen, mag es vielleicht schon ganz normal geworden sein, diesen etwas lästigen Schutz im Alltag zu tragen... Immer wird in diesen Tagen die Sehnsucht nach Normalität laut. Es soll endlich wieder alles so sein, wie es war.

Wir vermissen das Gewohnte und Eingespielte. Morgens regelmäßig zur Arbeit oder zur Schule gehen. Die Kinder in die Kita bringen. Das Treffen am Abend mit Freunden. Das Essengehen in unserem Lieblingsrestaurant.  Shoppen ohne Schlange zu stehen und Abstand halten zu müssen. Alles andere, alles, was nicht 'normal' läuft, stört. Und das wollen wir nicht. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.

Und doch hat dieses Störende ja auch kreatives Potential: Da wandern Menschen plötzlich wieder und entdecken die Schönheit ihrer näheren Umgebung. Da entstehen Hilfeportale, die Menschen in Zeiten von Kontaktsperre Einkäufe, Fahrten zum Arzt oder Haushaltshilfen anbieten. Da entwickelt sich Kreativität bei der Gestaltung von Gottesdiensten auf Youtube. Da gibt es Rudelsingen auf Abstand und wunderbare Musik von Balkonen in der Nachbarschaft. Und dann sind da ja auch noch die vielen kleinen witzigen, manchmal anrührenden, ermutigenden Youtube-Videos. - Das ist alles nicht normal.  Und jetzt stehen wir auch noch vor der großen Herausforderung, die Sommerferien anders denken und gestalten zu müssen als gewohnt.  Ganz ehrlich, das tue ich wie vieles andere auch, absolut nicht gern. Da gucke ich schwer davor. Das nimmt mir den Schwung, die Energie und alle (Vor)Freude. Das ist doch nicht normal.

Wir kommen von einem besonderen Fest her. Pfingsten. Auch das war und ist alles andere als normal. Paulus fasst das einmal in einem Satz so zusammen: Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit! (2. Timotheus 1, 7) Verzagtheit, das kenne ich. Das ist dieses Gefühl, wenn die Dinge im Moment nicht rund und so anders als normal laufen. Und ich kann es nicht ändern, bin nur Zuschauer. Aber dieser Geist ist alles andere als normal. Er stimmt nicht ein ins Lamentieren. Er fordert uns einiges ab. Aber er gibt auch Kraft, Liebe und Besonnenheit.

Kraft: Ich verstehe das als den Mut, anders als normal zu denken, als Kreativität gegen lähmende Starre. Liebe: Dinge anzunehmen, die ganz anders sind, als ich sie mir gewünscht habe. Situationen, die mir nicht passen, liebevoll anzuschauen mit Humor und einem Lächeln.

Und dann Besonnenheit: Das Wort gefällt mir. Ich stelle sie mir vor wie eine kleine, mollige, gemütliche ältere Dame, die auf einer Bank sitzt, sich die Sonne auf den Bauch scheinen und den Tag still vergnügt an sich vorüberziehen lässt. Eine gute Gelassenheit.

Die wünsche ich mir und Ihnen in den Herausforderungen dieser Wochen.  Ich weiß, wir werden vieles nicht ändern können. Manches mag uns verzagt machen, weil es so anders ist als gewünscht und gewohnt. Aber wir entscheiden, wie wir dem begegnen, was passiert.

Wir haben einen ermutigenden Unterstützer: Den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Dann ist 'normal' gar nicht mehr so wichtig und ich bin gespannt darauf, was mit diesem Geist aus den vor uns liegenden Sommerwochen wird.  Ich wünsche Ihnen eine gute und besonnene Zeit!

Ihr Sieghard Flömer

 

ANGEDACHT 2020

FebruarSilke ReinmuthWer die Wahl hat...
MärzSilke Reinmuth

Nur wer sich ändert...

MärzRainer Wilmer

Gott hat das letzte Wort

JuniSieghard FlömerDas ist doch nicht normal...
OktoberSilke ReinmuthWerbung für Gute Worte
DezemberRainer WilmerDie Hoffnung stirbt zuletzt!