Wenn das Brot, das wir teilen …

Das erste Abendmahl? Bei unserer Klausurtagung mit dem ganzen Presbyterium war das eine Frage von vielen. Sofort hatte ich wieder das Bild vor Augen, als ich das erste Mal so ein richtiges Abendmahl mitbekommen habe. Also beobachtet, nicht mitgefeiert, ich war schließlich noch ein Kind, sechs oder sieben Jahre alt und mit den anderen Kindern aus der Nachbarschaft auf dem Weg zum Kindergottesdienst.

Abendmahl also: Wir standen vor der Kirche, es regnete. „Na gut, wenn ihr gaaanz still seid, dürft rein“, sagte ein älteres Mädchen, eine Kindergottesdienst-Helferin, wie ich inzwischen weiß. „Aber wirklich leise, die feiern noch Abendmahl!“ Ich wusste nicht, was ein „Abendmahl“ am Sonntagmorgen sein sollte. Kein gemütliches Abendessen jedenfalls, soviel war klar. In der Kirche standen vor dem Altar ein paar Leute, alle schwarz gekleidet. Sie sahen traurig aus und sangen ein sehr trauriges Lied. So kam mir das jedenfalls vor. Von Lamm und Sünde – so richtig verstanden habe ich das nicht. Aber an das ungemütliche Gefühl damals kann ich mich noch Jahrzehnte später erinnern. Manchmal, wenn beim Abendmahl das „Christe, du Lamm Gottes“ gesungen wird, schiebt sich das Bild vor viele andere Erinnerungen.

Abendmahl, feierliche und oft fröhliche Momente, in denen ich die Gemeinschaft mit allen, die dabei sind, ganz lebendig erfahre. Augenblicke, in denen alle erfüllt sind von dem Glauben an Gott, der jedem vergibt. Gemeinsam um den Tisch des Herrn stehen, das Brot nehmen und den Kelch teilen, oft war das genau so und gar nicht so selten ganz anders. Wenn es gut war, wenn ich mich gerne daran erinnere, dann war ganz viel Gefühl dabei. Manchmal war es ein Lachen, wie einmal, als mir ein Kind bei der Austeilung energisch den Kelch aus den Händen nahm und ihn in einem Zug leerte. „Lecker“, meinte der Kleine und gab mir den Kelch zurück. Und manchmal war es ganz innig. Wie beim letzten Abendmahl mit einer Sterbenden, ohne Lieder, still. Oder bei der Konfirmation im August 2020, wegen Corona hatte ich für jede Familie der Konfirmanden einen eigenen Kelch und einen Teller besorgt, aus verschiedenen Kirchen. Stellvertretend für alle, teilte sich jede Familie Brot und Kelch.

Es gibt inzwischen viele verschiedene Weisen miteinander das Abendmahl zu feiern. Um den Altar versammelt, als Tischabendmahl und mit richtigem Essen, als Wandelabendmahl; wir können das „Brot des Lebens“ aus frischem, selbstgebackenem Brot brechen oder Oblaten im Korb weiterreichen, dazu den „Kelch des Heils“ weitergeben, aus ihm trinken oder eine Oblate eintunken oder aus vielen kleinen Gläsern oder Kelchen den Saft der Reben miteinander teilen. Wir singen gemeinsam „Christe, du Lamm Gottes“, „Kommt mit Gaben und Lobgesang“ oder „Großer Gott, wir loben dich“ oder gar nichts. Mir bleibt die Gemeinschaft mit den anderen wichtig und dass ich fühle, hier nimmt mir keiner was krumm. Vergebung, echte Gemeinschaft ist darauf angewiesen. Jesus wird das gespürt haben, wann immer er mit den Worten des alten Psalms beten durfte: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“

Ihre Pastorin Silke Reinmuth